Selbstbewusster Sepp Konhäuser zu Gast bei der SPD Rupertiwinkel.
Zum „Politischen Aschermittwoch“ in der Ledern hatten die elf SPD-Bewerber*innen aus dem Rupertiwinkel für den Kreistag ihren Landratskandidaten Sepp Konhäuser eingeladen. Vor interessiertem Publikum sprach der aktuell Stellvertretende Landrat über das, was er mit seiner Kreistagsfraktion in den vergangenen Jahren erreicht und was er für die Zukunft vorhat. Er wolle die Entwicklung des Landkreises „sachlich, gerecht, unabhängig und vernünftig“ gestalten und stehe für Kompetenz und Erfahrung.
Tittmonings SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Reichenau freute sich, neben Fridolfings Erstem Bürgermeister und Kreisrat Hans Schild sowie dem sozialdemokratischen Spitzenkandidaten für den Gemeinderat in Kirchanschöring, Guido Hillebrand, acht der insgesamt elf Kreistagskandidatinnen und -kandidaten seiner Partei aus dem Rupertiwinkel begrüßen zu können: Aus Fridolfing treten neben Schild die Steuerberaterin und Familienbeauftragte Claudia Hartl, Fridolfings Feuerwehr¬kommandant Werner Schulzke und der Vorstand der örtlichen Wasserwacht Werner Schlachta an. Die Tittmoninger SPD schickt außer Kreisrat Reichenau die gebürtige Kirchanschöringerin Susanne Thomas sowie den Kulturreferenten Josef Wittmann ins Rennen. Aus Kirchanschöring bewerben sich neben dem Schreinermeister und SPD-Vorsitzenden Hillebrand auch Gabi Wallner, die 17 Jahre lang die SPD-Geschäftsstelle in Traunstein geleitet hat, sowie IT-Fachmann Gernot Strasser. In Waging lebt die engagierte Gewerkschaftlerin und Betriebsratsvorsitzende Sylvia Seitz. Die Anwesenden bekamen ausreichend Gelegenheit, sich dem Publikum vorzustellen, doch zunächst hatte der Landratskandidat das Wort. Reichenau bescheinigte dem SPD-Kandidaten, der Erfahrung aus vierzig Jahren Kommunalpolitik mitbringt: „Der Sepp weiß, wie Landrat geht!“
Stolze Tradition: Wirtschaft, Wohnbau, Gesundheit, ÖPNV
Konhäuser betonte eingangs die Bedeutung der Kommunalpolitik für seine Partei und die lange, stolze Tradition der SPD auch im Landkreis Traunstein mit Landrat Sepp Kiene und MdL Ludwig Schwabl, die nach dem Krieg bis in die 70er Jahre den Landkreis mit aufgebaut hätten, sowie Traunsteins langjährigem Oberbürgermeister Fritz Stahl, der die Große Kreisstadt zu einem Oberzentrum gemacht und damit erst die Grundlagen für Leuchtturmprojekte wie den „Campus Chiemgau“ gelegt habe. Er selbst gehöre seit 24 Jahren dem Kreistag an und sei seit sechzehn Jahren stellvertretender Landrat: „Ich habe in dieser Zeit alles mitgetragen und meinen Teil zum Erfolg unseres Landkreises beigetragen“, erklärte er selbstbewusst. Man habe Arbeitslosigkeit und Schulden abgebaut, deutschlandweit liege der Landkreis, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht, an zehnter Stelle. Versäumt worden sei auf Bundesebene allerdings so manche Zukunftsinvestition: „Bei der Digitalisierung sind wir weltweit nur im Mittelfeld. Wo andere über G5 diskutieren, haben wir nicht mal G3.“
Dass der Landkreis heute noch über eine eigene Wohnungsbaugesellschaft verfüge, sei der Kreis-SPD zu verdanken, die sich seinerzeit entschieden gegen Verkaufspläne von CSU-Landrat Hermann Steinmaßl gestellt habe. „Darüber ist der jetzige Landrat froh“, so Konhäuser, denn ohne diese GmbH hätte im vergangenen Jahr der wohnungspolitisch wegweisende Zweckverband „Heimat.Chiemgau“ nicht gegründet werden können. Fridolfing baue nach diesem Modell vorbildlich gemeindeeigene Wohnungen mit hohem Förderanteil. Auch auf die Kreiskliniken zeigte sich der SPD-Politiker stolz. Ziel müsse sein, auch künftig alle sechs Häuser zu erhalten – „in der Fläche kann man nicht alle Kliniken mit weniger als 300 Betten schließen“. Auch eine kleine Gemeinde wie Fridolfing brauche ihr Krankenhaus, sonst seien die Wege zu weit, zumal es auf dem Land immer weniger Arztpraxen gebe. Eine weitere Herausforderung im ländlichen Raum sei es auch angesichts der Klimakrise, den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken und Bus und Bahn gerade für junge Leute attraktiv zu machen. Erfreulicherweise habe der Landkreis Hans Schilds Anregung übernommen, dem Wiener Modell folgend ein Schülerticket für einen Euro am Tag auszugeben, mit dem Schüler*innen und Auszubildende auch nachmittags, abends und am Wochenende landkreisweit mobil sind. „Natürlich kostet das Geld, aber wenn man Ökologie ernst nimmt, muss man das machen“, gab sich der Kandidat kämpferisch. Der Landkreis sei bereit, die Verkehrswende bürgerfreundlich mitzugestalten, „dafür brauchen wir aber Unterstützung von Land und Bund.“
Erfolge bei Umwelt- und Klimaschutz
Das 2012 beschlossene Ziel, Privathaushalte und Kleingewerbe im Landkreis bis 2020 ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen, sei bereits 2018 erreicht gewesen, „da waren keineswegs immer die Grünen federführend.“ Jetzt gelte es, auch den Bedarf der Industrie CO2-neutral zu decken. Bei der CO2-Reduktion liege man im Landkreis mit 34,5 % in den letzten Jahren weit über dem Bundesdurchschnitt von 14,4 %. Entscheidend seien hierfür in der Region Photovoltaik, Biomasse und die Wasserkraft, für welche der Kandidat eine Lanze brach, da sie seit über hundert Jahren ein grundlastfähiger Standard-Stromerzeuger sei. Die Risiken der Geothermie würden derzeit zu sehr aufgebauscht – „wenn AfDler kurz vor einer Wahl ein Thema so besetzen, werde ich misstrauisch.“ Natürlich sei bei Eingriffen in die Natur immer Vorsicht geboten, aber wer sinnvollerweise Kohle- und Atomenergie ausschließe, müsse Wege der regenerativen Energieversorgung wenigstens prüfen. Die Abstandsregelung der Bayerischen Staatsregierung sei der Tod der Windkraft in Bayern, „aber man kann nicht eine ganze Region abhängen.“
Mit viel Sachkenntnis und Engagement legte Konhäuser auch seine Positionen zu den Feldern Tourismus, Senioren, Ehrenamt und Soziales dar, immer mit Bezug auf den Rupertiwinkel und häufig unter Verweis auf die vorbildliche Politik des SPD-Bürgermeisters Hans Schild, der dieses Amt dort seit 2002 so erfolgreich ausübt, dass er ohne Gegenkandidaten in die Wahl geht. Auf Schild gehe etwa die Initiative zurück, ergänzend zur Prävention in Schulen mit Angeboten zur Sozialarbeit bereits im Kindergarten zu beginnen. Was die Bildungspolitik angeht, zeigte sich der Landrat vom Bayerischen Staat enttäuscht: „Der Kreis hat Millionen investiert in die Schulen, die Kommunalpolitik hat ihrer Hausaufgaben gemacht, und jetzt fällt der Staatsregierung auf, dass sie zu wenige Lehrer hat.“ Der Kandidat schloss mit dem Appell, entschieden und stolz auf die lange antifaschistische Tradition der Sozialdemokratie gegen ein Wiedererstarken von Rechtsextremismus einzutreten, der schließlich in Terror münde. „Wir müssen weiterhin eine wichtige Rolle spielen“, rief er auf, zur Wahl zu mobilisieren und die Demokratie zu stärken. Den Tittmoningern empfahl er abschließend die Wahl Dirk Reichenaus zum Bürgermeister, „denn der kümmert sich, das höre ich immer wieder, und er kann das, das weiß ich.“
Schild und Reichenau wollen wieder in den Kreistag
Johann Schild und Dirk Reichenau, in ihren Heimatorten erster und dritter Bürgermeister, stehen auch ganz vorne auf der SPD-Kreistagsliste. Schild, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Kreis-SPD, wurde 1996 als erster Kandidat aus dem Rupertiwinkel nach zwanzig Jahren in den Kreisrat gewählt und warb für eine Politik ohne Scheuklappen, die auch über die eigene Gemeinde hinausdenkt. Er schilderte den Kampf um den Erhalt der Fridolfinger Salzachklinik gegen „das, was bei der Gesundheitsreform schiefläuft.“ Engagiert forderte er mehr Mut dabei, richtig Erkanntes auch durchzusetzen, beschwor die Freude an der Politik und die „Lust auf Zukunft“ und warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Wir werden uns weiterhin für die ganze Bevölkerung einsetzen, nicht nur für einzelne Interessensgruppen“, versprach er. Reichenau, der in Tittmoning zum dritten Mal für das Amt des Ersten Bürgermeisters kandidiert, den Landkreis Traunstein aus seiner langjährigen Arbeit als Juso- und später SPD-Kreisvorsitzender bestens kennt und seit 12 Jahren Kreisrat ist, verwies auf seine fast 40jährige Erfahrung in der Kommunalpolitik. Sein aktuelles Engagement umfasse u.a. die Tätigkeit als Verbandsrat bei der Wasserversorgung Achengruppe, die selbstverständliche alles Notwendige unternommen habe und weiter unternehmen werde, um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu garantieren. Auch der Schulverband Salzachtal, dessen Vorsitz Schild innehat und dem Reichenau als Verbandsrat angehört, ist für beide eine Herzensangelegenheit. Die SPD-Bürgermeister versprachen, weiterhin die berechtigten Interessen des Rupertiwinkels und die sozialdemokratischen Zielsetzungen für die Region im Kreistag zu vertreten. „Wir müssen stärker werden in den kommunalen Parlamenten“, forderte Reichenau, und dann müsse man „informiert sein, zuhören, Mehrheiten organisieren, verantwortungsvoll handeln.“ Sepp Konhäusers kontinuierliche, verlässliche und konstruktive Arbeit auf Kreisebene über 40 Jahre müsse endlich Anerkennung finden: „Ich kann mir keinen besseren Landrat vorstellen.“
In der angeregten Diskussion nach der Vorstellungsrunde ging es schließlich u.a. noch um die Themen Kultur und Digitalisierung, Bildungspolitik und – mit Blick auf die bevorstehende Sperrung der der österreichischen B 156 für LKW – Verkehr. Zum Thema Geothermie warnte der Kirchanschöringer Gemeinderat Gernot Strasser eindringlich vor kursierenden Halbwahrheiten und mangelhaft untermauerten Behauptungen der Bürgerinitiative BIENE und mahnte eine Versachlichung der Debatte an.