Das sind die SPD-Kandidaten für die Gemeinderatswahl 2020

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Die Kirchanschöringer Sozialdemokraten sind für die Kommunalwahl im März bestens gewappnet, die Liste mit den Gemeinderats-Kandidaten steht. Nun hatten die Bürger erstmals Gelegenheit diese zehn Kandidaten, die die SPD erst kürzlich aufgestellt hat, im Saliterwirt näher kennen zu lernen. Zudem erfuhren die Gäste im gut gefüllten Nebenraum des Gasthauses Saliter viel über deren Beweggründe. Die SPD führt ihren Wahlkampf unter dem Motto: „Wähl doch, wen du willst.“

Neben bekannten Gemeinderäten und erfahrenen Experten stehen auch junge und dynamische Kandidatinnen und Kandidaten auf der Liste. "Von einer Steuerberaterin über einen Schreinermeister, vom IT-Systemadministrator, Betriebswirt, Vertriebsleiter bis zum Publizisten, vom Kaminkehrermeister über den Erzieher bis hin zu einer Rezeptionistin und einem Diplom-Soziologen sind hier alle vertreten.

Unter den insgesamt zehn Kandidaten sind mit Gabriele E. Witthöft und Tina Wallner zwei Frauen. Weil Themenbereiche von den beiden Geschlechtern unterschiedlich gewichtet, aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen, entsprechend unterschiedlich bewertet und umgesetzt werden, wäre es gut, wenn im neuen Gremium auch wieder Frauen vertreten wären, warb Guido Hillebrand, bei der Wahl auch die weiblichen Kandidaten zu berücksichtigen. „Wir haben Frauen, die sich nicht vor irgendetwas verstecken müssten. Also wählt auch sie!“

Als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins machte Hillebrand deutlich, dass er mit der Kandidatenauswahl höchst zufrieden ist. Er räumte aber auch ein, dass es schwierig ist, für dieses doch sehr interessante Ehrenamt Bewerber zu finden. Oft fehle es schlicht und ergreifend am Mut, sich aufstellen zu lassen. Besonders mühsam sei es die Altersklasse zwischen 30 und 40 Jahren zu motivieren, weil kleine Kinder da seien oder weil der Beruf oder Ehrenämter in Vereinen schon so viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Das Amt als Gemeinderat könne sehr spannend sein. „Als ich vor 18 Jahren das erste Mal ins Gremium gewählt worden bin, habe ich gedacht, wir in Anschöring haben eigentlich alles, etwas Großes steht nicht an.“ Es sei jedoch ganz anders gekommen. Zunächst sei der Bau des Sport- und Musikheims angestanden, dann seien die Lodronhalle, der komplette Rathausumbau, das Vereinsheim an der Hans-Straßer-Halle, die Alte Schule Kirchstein, die Schulhaussanierung, das Haus für Kinder-St. Elisabeth, das Haus der Begegnung und im letzten Jahr die Generalsanierung der Sportanlagen auf der Agenda gestanden. Mit der Geothermie stehe schon das nächste Großprojekt ins Haus. „Dem Anschein nach werden wir uns in den nächsten Jahren auch intensiv mit dem zweispurigen Ausbau der Bahn beschäftigen müssen, um zu einer für Kirchanschöring passenden Lösung zu kommen.“ Auf allen Gebieten seien wichtige Entscheidungen zu treffen, bei denen es auch um viel Geld, Steuergeld geht. Gelegentlich müsse die Gemeinde auch unpopuläre Beschlüsse fassen. Ein Gemeinderat habe sich auch mit unterschiedlichen Bauangelegenheiten, mit der Ausweisung von Bauland oder von Gewerbegebieten, mit dem Kauf von Flächen oder mit der Dorfentwicklung zu befassen. Man sehe: „Die Arbeit ist interessant und vielseitig.“ Weil aus dem jetzigen Ratsgremium sechs Personen ihr Mandat niederlegen werden, stünden die Chancen für die Sozialdemokraten auf einen vierten oder fünften Sitz im Rat durchaus gut, sagte Guido Hillebrand ehe sich die Kandidaten einzeln vorstellten.

Nach einer musikalischen Einlage von Adrian Hillebrand machte der „Baukoordinator“ des Sportvereines Kirchanschöring, Simon Wadislohner, den Anfang. Wie er sagte, zählt für ihn die Gemeinschaft und das Gemeinwohl. Gerade deshalb wolle er sich dafür stark machen, dass das Vereinsleben aufrechterhalten wird und entsprechende Einrichtungen und Anlagen in gutem Zustand bleiben. Gemeinwohl bedeute, dass man sich wohl fühlt in der Gemeinschaft, im Ort, im Verein. Ihm liege daher sehr viel daran, dass die Leute zusammenkommen, sei es auf einer sportlichen Anlage oder bei einem Fest. Ehrenamtliches Wirken müsse unterstützt und nachhaltig begleitet werden. Auch deshalb, weil Auflagen und Rechtsfragen, die im Leben eines Vereins auftreten können, vielfältig und zuweilen sehr kompliziert sind. „Gelegentlich sollte man sie aber auch hinterfragen.“

Michael Wendl ist Gewerkschafter mit Leib und Seele und hat vor seiner Pensionierung zuletzt für ver.di gearbeitet. Dort hat er nicht nur Arbeitnehmer und Betriebsräte beraten, sondern auch Tarifverhandlungen geführt. Zudem saß er als Aufsichtsratsmitglied sowohl in privaten als auch in kommunalen Unternehmen und kennt sich mit Wirtschaftsthemen aus. Seitdem ist er gewohnt, die Werte von Arbeitnehmern, von Bürgern in einem Gremium zu vertreten und kann der Gemeinde mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie Investitionen tätigt, wie zum Beispiel beim Aufbau des Regionalwerks Chiemgau-Rupertiwinkel.

Peter Aumeier ist Bezirks-Kaminkehrermmeister und als solcher kommt er viel herum, kriegt Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Leute. Da er weiß, wo der Schuh drückt, fände er es gut, wenn auch Handwerker und Praktiker im Ratsgremium vertreten wären. Wie er bestätigte, hat er Erfahrung im Bereich der häuslichen und gewerblichen Energieversorgung sowie bei der Versorgung mit Fernwärme aus der Geothermie. Durch sein langjähriges Mitwirken in der Attac-Bewegung sei er auch sehr vertraut mit den Belangen der bäuerlichen Landwirtschaft. Er, Aumeier, wolle sich einsetzen für die regionale Daseinsvorsorge auch im Bereich der Trinkwasserversorgung, für einen gut funktionierenden, öffentlichen Personennahverkehr, für seniorengerechtes Wohnen und das Bereitstellen von Wohnraum, der für alle erschwinglich sein solle. „Vor allem ist es aber schön, in einer Gemeinde zu wohnen, die wegen ihrer innovationsfreudigen Politik von vielen anderen beneidet wird.“ Er wolle dazu beitragen, dass das auch so bleibt.

Dem diplomierten Soziologen Stefan Schramm liegt viel daran, dass die Gemeinde ein vielfältiges Angebot für Kinder und Jugendliche vorhält. Im Zuge der anstehenden Schulhaussanierung solle man gut überlegt planen, sich auch die entsprechende Zeit dafür nehmen und vor allem auch ökologische Aspekte berücksichtigen. Ansonsten sei er offen für alle größeren und kleineren Themen, die die Gemeinde vorwärtsbringen.

Der „Kubaner“ Bruno Tschoner ist mit seinen 28 Jahren der jüngste Kandidat. Er freute sich, dass er in der Gemeinde so gut aufgenommen worden ist und sich als Pädagoge einbringen darf. Die Gemeinde habe eine mutige und weitsichtige Entscheidung getroffen, als sie das Kuba (Kultur im Bahnhof) einst für ihre Bürger geschaffen hat. Tschoner arbeitet dort in Teilzeit und schafft zusammen mit einem Kollegen kulturelle Angebote für Menschen aller Altersklassen. Durch diese Tätigkeit empfinde er immer größere Wertschätzung für die Gemeinderatsarbeit und sehe, welch wichtige Entscheidungen dort getroffen werden „Alles geht nämlich immer im Kleinen los“, betonte Tschoner. Auch er sei gerne bereit Verantwortung zu übernehmen und dazu beizutragen, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt generell funktioniert.

Gernot Straßer ist bereits seit 2014 Mandatsträger. Er betonte, dass die Gemeinde in der kommenden Amtsperiode versucht, ihre Flächen besser zu nutzen und Baugebiete künftig anders zu gestalten. Durch den Bahnausbau und das damit verbundene Näherrücken der Stadt Salzburg werde der Druck auf den heimischen Wohnungsmarkt steigen. Die Gemeinde habe weniger als vier Hektar Fläche für Baugebiete, mit denen sie sparsam umgehen müsse. Durch geschickte Planungen könne man auf ein und derselben Fläche deutlich mehr Wohnraum schaffen, als dies nur mit Einfamilienhäusern möglich wäre. „Außerdem glaube ich, dass die Geothermie, so wie sie bei uns realisiert werden soll, auf Jahrzehnte einen erheblichen Beitrag zur kostengünstigen CO2- Einsparung liefern kann.“ Bürgermeister Birner habe ausgezeichnete Verträge mit dem Betreiber ausgehandelt.

Gabriele Witthöft wohnt direkt an der Bahnlinie. Daher findet sie gut, dass die Gemeinde der Deutschen Bahn von sich aus Ausbau-Vorschläge unterbreitet, die den Wünschen der Bürger entgegenkommen. Es bringe wenig, sich einfach nur gegen den zweigleisigen Ausbau auszusprechen oder ihn hinauszuzögern, weil langer Protest nur Geld koste, Geld, das letztlich für eine bürgerverträgliche Variante fehlt. Zudem erinnerte sie an die lange Zeit bis zur Realisierung des Hauses der Begegnung. „Auch ich bin in der Vorstandschaft begeistert hinter dem Projekt gestanden, aus der sich eine großartige Gemeinschaft gebildet hat.“ Nun würde sie sich freuen, sich ähnlich aktiv im Gemeinderat einbringen zu dürfen, gerade auch im Hinblick auf die Zahlen.

Tina Wallner dürfte gerade den jungen Sozialdemokraten ein Begriff sein, war sie doch auch schon Vorsitzende der Jusos im Landkreis Traunstein. Es gehe ihr nun darum, mitanzupacken und einfach da zu sein, sagte Gernot Straßer, der die abwesende Tina Wallner vorstellte. Straßer übernahm auch die Vorstellung des ebenfalls entschuldigten Benedikt Niedergünzl. Unter anderem wolle sich Niedergünzl für eine bessere Qualität des Wassers in der Götzinger Achen und für mehr Umweltschutz einsetzen. Zudem wünsche er sich, dass die Gemeinde die Autarkie bei der Energieversorgung anstrebt.

Und schließlich machte Guido Hillebrand noch deutlich, dass er nach 18 Jahren im Gemeinderat noch keineswegs amtsmüde und bereit zum Weitermachen sei. Obwohl CSU- Bürgermeister Hans-Jörg Birner einer anderen „Glaubensgemeinschaft“ angehöre, habe er stets einen guten Job gemacht und die Gemeinde nicht nur vorwärtsgebracht, sondern auch immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Er und die SPD-Gruppierung stünden voll und ganz hinter Birners Politik, „Unsere Gemeinde mit ihrem 16 Millionen Euro starken Haushalt braucht ein starkes Gemeindeoberhaupt, das wir nur haben, wenn es seine volle Arbeitszeit und Arbeitskraft für die Gemeinde verwendet“, betonte Hillebrand, der auch voll hinter der Geothermie in Kirchanschöring, hinter dem Regionalwerk und hinter vielen anderen Vorhaben im Ort steht, die in der nächsten Amtszeit vom Gemeinderat zu entscheiden sind.

Am Ende seiner Ausführungen dankte Hillebrand noch seinem ausscheidenden Amtskollegen Georg Jäger für seine Arbeit und hofft, dass er auch künftig die Organisation von „Eine Gemeinde geht auf Reisen“ in die Hand nimmt und dafür interessante Ausflugsziele findet. Schließlich schloss dieser Kandidaten- Vorstellungsabend wie er begonnen hatte: Mit Melodien, die Adrian Hillebrand seiner Ziach entlockte.

SPD-Liste: Guido Hillebrand, 52 Jahre, Schreinermeister; Gabriele E. Witthöft, 52, Steuerberaterin; Gernot Straßer, 48, IT-Systemadministrator; Tina Wallner, 42, Rezeptionistin; Bruno Tschoner, 28, Erzieher; Stefan Schramm, 42, Diplom-Soziologe; Benedikt Niedergünzl, 36, Vertriebsleiter, Peter Aumeier, 60, Kaminkehrermeister; Michael Wendl, 69, Publizist; Simon Wadislohner, 60, Betriebswirt.